GROOVE - DER RHYTHMUS

Das ist die "Rhythmuswerkstatt" - hier dreht sich alles um Rhythmusgefühl, Rhythmuserfahrung, Rhythmen, musikalische Inhalte.

 

Immer wieder wird mir von Lehrenden – sei es an Musikschulen, sei es an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien - dasselbe Problem geschildert: nämlich dass Rhythmusschulung in der Musikausbildung in Österreich viel zu kurz kommt und in diesem Bereich Nachholbedarf bestünde. So haben Studenten, die an der MDW zu studieren beginnen, zwar bereits eine gewisse Vorbildung in den Bereichen Musiklehre, Gehörbildung u.a., nicht jedoch im Bereich Rhythmustraining, dies erfahren sie oft zum ersten Mal an der Uni.


Ich bin der Ansicht, dass es für jeden Menschen, der mit Musik zu tun hat - sei es mit einem Instrument, Gesang oder Tanz - förderlich, ja essentiell ist, sich mit dem Thema Rhythmus eingehend auseinanderzusetzen, und zwar nicht nur mit dem Kopf, sondern ganzheitlich.


Genau dies ist mein Schwerpunkt und meine Leidenschaft: Menschen den Zugang zum Rhythmus zu öffnen. Es ist für mich ein Geschenk, mitzuerleben, wie Kursteilnehmern, die von sich überzeugt sind, kein Rhythmusgefühl zu haben, der "Knopf" aufgeht und sie den Rhythmus in sich spüren lernen. Vielen wurde einst als Kind eingeredet, sie würden es eben nie lernen, sie sollten sich damit abfinden. Und genau hier möchte ich ansetzen und gegenwirken: indem wir bereits in den Kindern die Wahrnehmung für Rhythmus wecken, ihre Sinne schärfen für die Rhythmen, die sie umgeben, in der Musik und anderswo.


Inhalte

Ich bin überzeugt, dass jedem Menschen die Fähigkeit, Rhythmus zu empfinden, gegeben ist - manche tun sich leichter, bei manchen ist diese Fähigkeit verschüttet, muss erst freigelegt werden. Jeder Mensch, der zwei Beine hat und gehen kann, hat sie - automatisch. Insofern setze ich beim Körper an: mittels verschiedener körperorientierter Übungen wird der Rhythmus verinnerlicht. Indem wir beispielsweise bei Bodypercussion unsere größten Muskeln - die Beine - mit den (beinahe) kleinsten - den Fingern - sowie der Stimme kombinieren, vernetzen sich die Informationen und setzen sich im "Körpergedächtnis" fest. Deswegen sind Bodypercussion in vielfältigen Formen sowie musikalische Bewegungsspiele ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit.


Ein weiterer Schwerpunkt ist die Kommunikation - über das Spiel in der Gruppe mit Trommeln und Perkussions-Instrumenten wird im entsprechenden Setting nonverbal kommuniziert, es werden Stimmungen transportiert und der eigene Ausdruck verfeinert - was sich auch auf ein parallel erlerntes Harmonieinstrument übertragen lässt, und überdies einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung darstellt. Beim gemeinsamen Spielen lernen die TeilnehmerInnen, aufeinander zu hören, ihre Lautstärke an die anderen anzupassen, ihre eigene Stimme zu halten und ihren Teil zum gemeinsamen Gelingen beizutragen.


Es wird also nicht nur geklatscht, gestampft und vokalisiert, sondern sehr wohl auch getrommelt und gespielt, wobei der Vermittlung der Spieltechnik zwar Raum gegeben wird, darauf liegt aber nicht das Hauptaugenmerk.


Für besonders wichtig halte ich auch den Bereich Improvisation, weswegen entsprechende Übungen regelmäßig fixer Bestandteil meiner Stunden sind. Ich habe oft erlebt, dass viele wunderbare Instrumentalisten große Probleme beim Improvisieren haben. Wenn diese Fähigkeit, locker mit dem zur Verfügung stehenden (Ton-, Rhythmus-, Instrumenten-...) Material zu spielen und zu experimentieren, bereits im Kindesalter erworben und gefestigt wird, ist schon ein Grundstein dafür gelegt, diese Fähigkeit auch auf ein Harmonieinstrument zu übertragen. Was nicht bedeutet, dass es für Erwachsene zu spät wäre, sich auf das Abenteuer Improvisation einzulassen! Manchem Erwachsenen, der beim Improvisieren ein „Black-Out“ bekommt, geht im stressfreien Ambiente der Knopf auf und er/sie findet Zugang zum eigenen verschütteten Ideenschatz.


Schließlich soll auch die Kreativität nicht zu kurz kommen - nachdem die Teilnehmer bereits einen kleinen Basisschatz an Rhythmen, Instrumenten, Arrangement- und Ausdrucksmöglichkeiten kennengelernt haben, werden sie ermuntert, selbst Rhythmen zu erfinden oder ihre Ideen in die Arrangements einzubringen und so ein gemeinsames Werk zu schaffen.